Gestern hab ich ein offenes Fenster genutzt und mich im Ratssaal umgeschaut. Schließlich war es draußen ziemlich frisch und als Spatz muss man sehen, wo man bleibt. Im Saal war’s angenehm warm, denn nicht nur die Gemeinderatsvögel hockten dort, sondern auch ein ganzer Schwarm Zuschauer. Das scheint aber nicht immer so zu sein, denn ehe es losgehen konnte, mussten noch Stühle gerückt werden. Dann wurde es spannend, denn der Rathausoberuhu erlaubte den anderen, allerlei Fragen zu zwitschern.
Besonders viel wurde am Bauvorhaben eines Immobilienraben rumgepickt, das den anderen Vögeln wohl Angst macht. Irgendwie fürchten einige, dass ihre Nester wegschwimmen könnten. Oder zumindest nass werden. Alles hab ich nicht verstanden, muss ich auch nicht, ich bin ja nur ein Spatz. Dann waren die Fragen beantwortet und plötzlich flatterten die ersten der ängstlichen Vögel aus dem Rathaus. So richtig gut sah das nicht aus, denn erst flatterten zwei, dann wieder einer, dann noch zwei. Wir Spatzen sind da eleganter: Wuuuuusch, ist der ganze Schwarm auf und davon. Dem Rathausoberuhu gefiel das Geflatter nicht, und er sagte „Wer wegfliegen will, möge das jetzt tun, damit das Rumgeschwirre endlich aufhört.“ Und plötzlich waren fast alle weg, sogar die zwei, die gern als Gemeinderatsvögel gewählt werden möchten, schlegelten davon. Nur zwei alte Uhus, ein Auenvogel und die Zeitungsente blieben sitzen.
Dem Gemeinderatsraben Claus gefiel das gar nicht. „Die Leute denken nur an sich. Gerade wollten Sie noch eine Einwohnerversammlung, nun nur noch schnell in ihre Nester. Wenn es um ihr Thema geht, sind alle da, ansonsten interessiert sie die Gemeinde nicht“, kollerte er dem hektisch wegflatternden Schwarm hinterher. Wie er das gemeint hat, hab ich nicht so richtig verstanden. Ich bin ja nur ein Spatz … ps